Hi Hans,
ich möchte noch Begriffe beschreiben, damit wir sie entsprechend nutzen können, da die Begriffe im Allgemeinen unscharf genutzt werden.
Notorisches Lügen wird als Symptom einer narzisstischen Persönlichkeits-Störung (NPS) gesehen, welche viele Ausformungen haben kann. Aus historischer Sicht und in Bezug auf das Verständnis, meine ich aber, dass "die Lüge" einen zentralen Punkt des psychischen Schadens, dem wir auf der Spur sind, darstellt. Narzissten werden mit verschiedenen Eigenschaften belegt, etwa Eitelkeit, die nicht immer sofort bei jedem mit NPS erkennbar sein müssen.
Insbesondere gibt es auch die sogenannten "versteckten Narzissten", die gar nicht eitel erscheinen, die nicht immer offensichtlich klar bestimmen wollen, sondern die Meister der Manipulation sind, welche andere dazu bringen, etwas zu tun. Wir finden das bei Müttern, die angeblich immer nur dem folgen, was ihre Kinder wollen, aber in Wirklichkeit die Kinder so manipulieren, dass sie genau das wollen, was die Mutter bestimmt.
Aber das notorische Lügen ist immer bei all diesen psychisch Geschädigten zu finden. Ob sie exzentrisch aussehen, sich als "Künstler" sehen und die "narzisstische Ader" des immer im Vordergrund Stehens ausleben oder ob sie das Gefühl von Bescheidenheit vermitteln und sich eher im Hintergrund wohlfühlen - sie alle lügen notorisch.
Aus meiner Beschäftigung mit dem Thema erscheint es mir als Konstante, dass diese Menschen unfähig sind, ihre Lügen als solche zu erkennen! Der psychische Schaden besteht also darin, Realitätswahrnehmung und Selbstbetrug nicht unterscheiden zu können.
Und da kann man auch verstehen, dass es ein weites Feld ist: Je weniger Realitätsverleugnung und Selbstbetrug auftreten, um so weniger geschädigt sind diese Menschen und weniger traumatisiert. Folglich gibt es verschiedene Ausformungen. Sie gehen alle auf dasselbe Phänomen zurück.
Menschen mit weitgehendem Selbstbetrug werden unfähig, in der Wirklichkeit zu leben, und werden somit leicht als psychisch krank erkannt. Die Masse der notorischen Lügner bleibt aber unerkannt. Wenn sie erkannt werden, dann werden sie falsch eingeschätzt, weil die realen Folgen des notorischen Lügens ausgeblendet werden.
Und da sind wir beim Gegenpart, dem Empathen. Der Empath zweifelt an seiner Wahrnehmung, er ist übermäßig selbstkritisch. Während der notorische Lügner für alle negativen Ereignisse ausschließlich andere verantwortlich macht, sieht sich der Empath als verantwortlich für alles. Während der Egopath, ein weiteres Wort für notorischer Lügner, welches aber wie bei NPS zu sehr eine nicht immer leicht zu erkennende Ursache eines "beschädigten Egos" im Namen trägt, während also der notorische Lügner meint, er sei extrem ehrlich, weil er immer die Wahrheit sage, meint der Empath, er würde immer und alle belügen, er könne niemandem die Wahrheit sagen, weil er sich dafür schämt.
Der notorische Lügner bereut nichts von dem, was er tut und sagt, der extreme Empath alles, er lebt in permanenten Schuldgefühlen. Viele Verhaltensmuster sind einander sehr ähnlich und der Schaden ist ähnlich, der Unterschied liegt darin, und deswegen nutze ich den Begriff, dass der Empath sich in andere Menschen hineinversetzen kann, der notorische Lügner nicht. Der extreme Empath kann es nicht nur, er muss es zwanghaft machen, was man als "Helfersyndrom" bezeichnen könnte. Er erträgt das Leid des anderen nicht und muss helfen, wo er nur kann.
Sowohl notorische Lügner als auch Empathen werden nicht als solche geboren, sondern durch die frühkindliche (unbewusste) Erziehung, durch das Verhalten der Bezugsperson dazu gemacht.
Ist die Mutter eine notorische Lügnerin, was sehr häufig vorkommt, und dazu praktisch die einzige Kontaktperson für das Neugeborene bis etwa zum Alter von 3 Jahren, dann wird dieses auch zum notorischen Lügner.
Hat das Kind auch Kontakt zu Empathen und lernt, sich in andere hineinzuversetzen, bzw. wird diese natürliche, menschliche Fähigkeit nicht komplett wegtraumatisiert, dann wird es zum Empathen.
So hart es auch klingt, ich glaube nicht, dass es in der zivilisierten Gesellschaft eine andere Möglichkeit gibt: Kinder werden zu Empathen oder notorischen Lügnern. Es gibt Heilungsmöglichkeiten, die sind aber weitestgehend unzugänglich.
Schizophrene, Borderliner und Multiple Persönlichkeitsgestörte sind alle notorische Lügner. Empathen, die mit notorischen Lügnern zusammenleben, lügen ebenfalls "mit", aber was sie von den notorischen Lügnern unterscheidet, ist, dass sie wissen, dass sie lügen; sie tun es dem notorischen Lügner zuliebe und "hassen" sich selbst dafür.
Man daraus folgern, dass das ursprünglich gesund Geborene durch die unbewusste Traumatisierung seitens der Bezugsperson zuerst empathisch reagiert und mit ausreichendem Selbsthass den Sprung zum notorischen Lügner vollzieht, also sich unbewusst entscheidet, die Lügen als Wahrheit zu sehen, statt sich für das Mitlügen zu verachten. Da dies vor und während der Entwicklung des Sich-selbst-bewusst-Seins mit etwa zwei Jahren passiert, bleibt diese Entscheidung für das Bewusstsein nicht mehr ergründbar. Der notorische Lügner bleibt für immer ein notorischer Lügner.
Der Empath hingegen kann seine Vergangenheit aufarbeiten, verstehen, warum er so geworden ist, wie er ist und seine Selbstreflexion und Selbstkritik an objektiven Maßstäben ausrichten - wenn er es denn schafft, aus den Klauen der notorischen Lügner zu entkommen.
Wenn Du dazu etwas anmerken, nachfragen oder korrigieren willst, dann freue ich mich darauf, den ein oder anderen Punkt noch nachzubessern oder auszuführen.
Thor mit Dir
David
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