Bevor ich zur „Paarbildung“ komme, lass mich noch betonen, dass notorische Lügner = nL und Empathen = E sich nicht auf unserer gedachten Traumatisierungsskala gegenüberliegen.
E – Gesund – nL ist nicht richtig. Auch wenn sie oft gegenteilig handeln, geht es bei der Traumatisierung um die Auslöschung der Empathie: Das gesunde Neugeborene wird psychisch immer weiter belastet, es erträgt kognitive Dissonanzen immer schwerer. Die allgemeine Fähigkeit zur Empathie sinkt, was aber durch eine starke Erhöhung der Fokussierung der Empathie auf wenige oder gar nur ein Wesen im Aufmerksamkeitsbereich kompensiert wird.
Das Kind wird oberflächlich betrachtet immer empathischer. Da sein Fokus sich verengt und sozusagen das Rest-Empathie-Empfinden sich auf immer weniger „Objekte“ konzentriert, sieht es so aus, als würde der Empath immer empathischer. Tatsächlich wird ihm der größte Teil seiner Umwelt immer gleichgültiger. Nur das „Objekt seiner Aufmerksamkeit“ genießt extreme Empathie.
Wird die Traumatisierung fortgeführt, stirbt die Fähigkeit zur Empathie ab und das Gefühl der Empathie wird durch das Gefühl des Selbstmitleids abgelöst. Der Fokus zentriert sich auf das Selbst und wird gleichgültig gegenüber allem anderen. Die Skala verändert sich wie folgt:
Gesund----E---|Bruch|---nL
Der Bruch ist das Abwürgen oder Absterben der Empathie. Der nL fühlt sich, um ein Vorstellungsmodell zu entwickeln, wie ein nackter Mensch in einem Gehege mit einem Löwen. Er kommt nicht mehr raus, fühlt sich isoliert und einer permanenten Lebensgefahr ausgesetzt. Er findet heraus, dass bestimmte Gedanken und Verhaltensweisen seinen Löwen ablenken und beruhigen.
Die Kommunikation mit anderen Menschen findet nur aus seinem Gehege durch die Gitterstäbe hindurch statt. Deswegen misst sein Selbst immer mit zweierlei Maß – ich hier drin in Todesgefahr, der andere draußen in Sicherheit. Wenn der draußen sich konträr zu den Vorstellungen des nL verhält, wird der Löwe wach und der nL tut alles, um den „da draußen“ dazu zu bringen, genau seinen Anweisungen zu folgen, um den Löwen im Käfig schön ruhig und abgelenkt zu halten.
Den Löwen als Sinnbild für den Verursacher von Todesangst gibt es nicht. Er repräsentiert eine Zeit, als das Kind noch keine Ahnung über die Gefahren der Welt hatte. Zu seiner angeborenen und nachvollziehbare Todesangst als Säugling kamen durch Vernachlässigung und Traumatisierung zusätzliche Ängste hinzu. Mit dem Absterben der Empathie schließt sich der Käfig. Das Kind lernt, den „Löwen“ durch seine Gedanken zu steuern.
Manche Psychologen meinen, dass der nL, der sich seiner Krankheit bewusst werde, zum Monster werden kann. Der „unbewusste nL“ manipuliert die Menschen und Umwelt außerhalb seines Käfigs unbewusst so, dass sein Löwe möglichst nicht erwacht oder wenn er erwacht, dann irgendetwas anderes zum Fressen und Unterhalten findet. Der „bewusste nL“ manipuliert die Menschen außerhalb wie den Löwen innerhalb seines Käfigs – um seine Vorstellungen zu erfüllen.
Andere Menschen dienen dem nL dazu, sie so um seinen Käfig zu platzieren und zur rechten Zeit solche Dinge zu tun, die seinen Löwen ablenken und dem nL dadurch „innere Ruhe“ (vor dem Löwen) geben.
Wollen wir mit dieser Metapher die Entstehung und auch den Zustand des Empathen beschreiben, dann haben wir uns das ungefähr so vorzustellen: Das Neugeborene, welches mit gesunden Bezugspersonen natürlich aufwächst, lernt, in freier Wildbahn Löwen zu erkennen und sie zu umschleichen, ihnen auszuweichen und das eigene Bewusstsein für die Gefahr – aber auch die Abwesenheit der Gefahr – zu schärfen, dass er dann als gesunder Erwachsener keine Angst vor Löwen hat. Nicht, weil sie ungefährlich wären, sondern weil er gelernt, die Gefahr einzuschätzen und zu vermeiden. Er weiß, wo er sicher ist, und all sein Wissen hat er durch die Empathie, die genaue Beobachtung seiner Bezugspersonen erworben.
Den Konstellationen der geschädigten Bezugspersonen wende ich mich gleich zu. Zuerst sehen wir uns das Ganze aus der Sicht des Neugeborenen an. Was auch als Traumatisierung bezeichnet wird, zeigt sich in der Metapher darin, dass das Neugeborene mehr oder minder lang in den Löwenkäfig gelegt wird. Manchmal kann das Kind die Nähe seiner Bezugspersonen erfahren, manchmal wird es in den Käfig zum Löwen gelegt. Das Kind versucht durch sein Verhalten, möglichst bei den Bezugspersonen zu bleiben und in ihnen Empathie zu erregen, sobald es sich vor dem Löwen ängstigt.
Wird es trotzdem zum Löwen gelegt, kommt der Tag, an dem es aufgibt und feststellt, dass es egal ist, was es tut, es wird immer wieder zum Löwen in den Käfig gesteckt. Das ist der Moment, in dem die Emopathie abstirbt und das Bewusssein sich fortan IMMER im Käfig sieht und keinen Ausweg mehr findet.
Der Ausweg lag darin, die Empathie der Bezugspersonen zu erregen. Das Kind bleibt Empath, wenn es weiterhin Wege findet, durch die Bezugspersonen Sicherheit vor dem Löwen zu erhalten, in der Metapher wären das Lücken zwischen den Gitterstäben, Lücken, durch die der große böse Löwe nicht hindurchpasst. Was den Empathen prägt, ist die Wiederholung der immer gleichen Erfahrung: Es findet den Weg aus dem Löwenkäfig zur Sicherheit seiner Bezugsperson, wird aber früher oder später wieder in den Käfig zurückgesetzt.
Den nL prägt der Bruch, die Selbstaufgabe und Akzeptanz, im Käfig mit dem Löwen bleiben zu müssen, den E prägt die ewige Wiederholung der Flucht in die Freiheit und des sich Wiederfindens im Käfig. E begreift dabei nicht, dass er deswegen immer wieder in den Käfig gesetzt wird, weil seine Bezugspersonen ebenfalls in Käfigen sitzen. Sie kennen nichts anderes und meinen, je intensiver er sich mit seinem Löwen auseinandersetze, umso besser könne er ihn kontrollieren.
Doch es gibt keinen Löwen und der Käfig ist nur ein psychischer Zustand. Die permanente Auseinandersetzung mit dem imaginären Löwen verhindert ein selbstbestimmtes Leben, reduziert auf ALLES, was den Tod durch den Löwen verhindert.
Der freie Wille eines Bewusstseins kann nur existieren, wenn seine Empathie funktioniert. Je weniger fokussiert und traumatisiert diese ist, umso freier ist der Wille. Der Bruch, den der nL erfährt, nimmt ihm jeglichen freien Willen. Er wird zu einem Zombie, gesteuert ausschließlich von dem Gedanken, seinen eigenen Löwen „im Zaum zu halten“. Seine Welt ist Löwo-zentrisch, es gibt nichts, was nicht direkt oder indirekt dazu dienen würde, seinen Löwen davon abzuhalten, ihn zu töten.
Alle anderen Wesen um ihn herum dienen dem nL nur darin, seinen Löwen abzulenken und zu unterhalten, ihn vom Töten abzuhalten. Und in Anbetracht des eigenen Todes ist dem nL jedes Mittel recht, das ihn am Leben erhält. Der nL ist in einem unbewussten psychischen Todeskampf gefangen, der sein gesamtes Dasein bestimmt.
Während der nL von einem freien, gesunden Bewusstsein vermutlich aufgrund biologisch-darwinistischer Überlegungen ignoriert würde und dann, ganz alleine auf sich gestellt, in seinem Käfig tatsächlich relativ rasch eingehen würde, sind die Empathen, die ihre eigenen Löwenkäfige unbewusst erkennen, sofort zu mitleidsmotivierter Hilfe bereit. Ihr Weg aus dem Käfig führte immer über Mitleid und Empathie anderer und sie meinen, dem nL helfen zu müssen.
Der nL meint, alle seien wie er und der E meint, alle seien Empathen. Was meint ein Gesunder? Ein Gesunder erkennt E und nL. Er weiß, dass er weder E noch nL ist. Das ist ein anderes Wissen um Gesundheit, als der Selbstbetrug des nL, er sei gesund.
Jedenfalls denkt E, alle seien E, alle Menschen gleich, alle wie er, sicher nicht „ganz perfekt gesund“, aber auch nicht krank – normal eben. Natürlich gibt es die klar psychisch Gestörten, die so stark mit ihrem Löwen beschäftigt sind, dass sie sich um kontrolliertes Defäkieren oder die Zubereitung von Essen nicht kümmern können.
Weil E selber den Käfig kennt und sein ewiger Kreislauf in der Erregung seines Mitleid und Aktivierung seiner Rest-Empathien liegt, zieht ihn der nL extrem an, erregt sein Mitleid, vielleicht sogar zwanghafte Hilfsgefühle.
Der Empath denkt, dass Mitleid und Reue die einzigen Wege aus dem Käfig seien, und versteht nicht, dass diese Wege für den nL gesperrt sind.
Damit schauen wir uns jetzt mal die Situationen „im wahren Leben“ an, und fangen bei der Partnersuche / Paarbindung an.
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