Bester Hans,
die Intensität der Texthäufigkeit bleibt nicht so hoch. Ich habe derzeit etwas Zeit und hatte noch einen Textteil fertig, so dass ich ihn auch gleich schicken kann und ihn in unserem Buchprojekt weiß.
Die Lüge als zentralen Punkt zu wählen und nicht eine Persönlichkeitsstörung, hat neben den praktischen Vorteilen auch einen historischen Hintergund.
Praktisch hat jeder eine Persönlichkeit und wen man auch trifft, man trifft eine Persönlichkeit. Festzustellen, ob und inwiefern sie gestört ist, wird in dem Moment schwierig, in dem Emotionen ins Spiel kommen. Notorische Lügner bringen sie extrem schnell ins Spiel. Einem freundlichen Menschen, der vermeintlich offen mit einem spricht, eine gestörte Persönlichkeit und gegebenfalls psychopathische Eigenschaften zu unterstellen, entspricht nicht dem üblichen alltäglichen Umgang mit Menschen. Hingegen ist es vergleichsweise einfach, Lügen zu erkennen.
Das Augenmerk unserer Texte liegt nun darin, dem Leser zu ermöglichen, den Schritt von der entdeckten Lüge zur Einsicht über eine Persönlichkeitsstörung zu ebnen. Jeder, den ich in diesem Zusammenhang befragt habe, hat sich erinnern können, schon sehr früh in der Beziehung zu dem notorischen Lügner einer Lüge begegnet zu sein. Die übliche Reaktion, die den Empathen ausmacht, ist die Rechtfertigung der wahrgenommenen Lüge, die Verharmlosung und schließlich die Verdrängung.
Der Grund ist banal: Jeder lügt dann und wann, um Peinlichkeiten, Widerwillen, Unwissen oder Unvermögen zu übertünchen und gesellschaftlich akzeptiert zu kommunizieren. Die Lüge kommt in Form der Ausrede und sie zu übergehen bedeutet, die Ausrede zu akzeptieren.
Und hierhin muss der Fokus geführt werden: Die Lüge des notorischen Lügners ist keine Ausrede, keine bewusst eingesetzte gesellschaftliche Umgangsform. Man will dem Gegenüber die Wahrheit vorenthalten und ihn durch weniger "verletzende" oder "respektlose" Argumente zur Handlung oder Nichthandlung bewegen.
Indem das aber möglich und gesellschaftlich akzeptiert ist, die "Verlegenheitslüge" keine schlimme Sache darstellt, sondern in manchen Situationen geradezu erwartet wird, kommt der notorische Lügner in die Situation, Emotionen ausspielen zu können und seine Beute handlungsunfähig zu machen.
Die Urform der Lüge ist wohl die Anmache durch eine Prostituierte, die einen Mann unfassbar attraktiv und liebreizend findet und unbedingt sofort mit ihrem Freier Sex haben will. Wenn sich diese Anmache an einem Platz abspielt, der für den Freier als Bordell erkennbar ist, dann weiß er natürlich, dass es nur um sein Geld geht und alles drumherum nichts als "Schauspielerei" ist. Sehr viel schwerer wird es aber, wenn der Freier keine Ahnung hat, dass er der Freier und sein Gegenüber eine notorische Lügnerin ist, der es sicherlich auch um das Geld, aber noch viel mehr um Aufmerksamkeit und Bestätigung geht.
Notorische Lügner brauchen laufend Bestätigung, sie fordern Bestätigung, denn nur so können sie sich ihre eigenen Lügen glauben.
Warum verfallen Frauen Aufschneidern, Großkotzen und notorischen Lügnern? Wie der Freier ohne Wissen, wollen auch sie glauben. Sie sind bereit zu glauben, bereit dem notorischen Lügner seine Lüge als Wahrheit zu bestätigen. Und notorische Lügner erzählen Geschichten, welche für den Zuhörer sehr schwer nachprüfbar sind, wenn überhaupt. Mit hinreichend viel eingesetztem Charme will man das glauben, man glaubt es, man bestätigt den Lügner, man lässt sich auf das Spiel ein - ohne es zu begreifen. Der notorische Lügner ist ein Verführer.
Und damit zum historischen Hintergrund: Das Neue Testament der Bibel ist offensichtlich eine historische Schrift. Sie wurde lange Zeit vor unserem Leben geschrieben und reflektiert somit in jedem Fall eine historische Zeit.
Dort findet sich bei Johannes, Kapitel 8 Vers 44 die Aussage: „...er [der Teufel] ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“ Jesus sprach zu Juden, die ihm eine Falle stellen wollten, was aber misslang. Vielmehr konterte er, dass sie keine Kinder Abrahams, sondern Kinder des Teufels seien. Damit stellte er sie als notorische Lügner bloß. Die Bibel erzeugt so die Vorstellung, „Juden“ und „notorische Lügner“ seien unterschiedliche Worte für dasselbe, Synonyme. Doch die jüdischen Volksmengen, die ihm gerne zuhörten und folgten, waren seinen Wahrheiten zugeneigt, die er verkündete. Es gab damals wie heute unterschiedliche geistige Strömungen.
Zudem weist der Vers 23 desselben Kapitels auf eine weitere Tatsache hin: „… und die Wahrheit wird Euch frei machen.“ Die angesprochenen Lügner verstehen das nicht, sie meinen „keines Herrn Knecht“ zu sein, aber wir können die Aussage so verstehen, dass die psychische Zwangshandlung der Lüge mit Hilfe von „Jesus“ überwunden werden könnte.
Offensichtlich wird hier über einen „Zwang“ gesprochen, der den unter diesem Zwang Stehenden gar nicht als solcher auffällt. Die notorischen Lügner sind „Knechte der Lüge“, „Kinder des Teufels“ - und meinen, „freie Menschen zu sein, und „nicht aus Hurerei geboren“ zu sein. (gleiches Kapitel, Vers 41).
Diese Aussage zeugt von einer weiteren Tatsache, nämlich dass Kinder von Huren offensichtlich als „minderwertig“ angesehen wurden und die notorischen Lügner meinen, nur weil ihre Mutter keine offensichtliche Prostituierte gewesen sei, müssten sie aufrechte Menschen sein.
Jesus geht aber nicht darauf ein, ob die Mütter Prostituierte waren oder nicht, sondern weist alleine darauf hin, dass diese Menschen, die ihn töten wollen, die "Lüge zum Vater" hätten.
Man kann das so verstehen, dass diese historische Schrift ein Verständnis ausdrückt, welches darin besteht, dass notorische Lügner nicht (nur) Kinder Prostituierter sein müssen, sondern auch „normale“ Mütter haben können, solange der „Vater der Lüge“ ihr Vater sei, wobei es hier klar ersichtlich nicht um den leiblichen Vater handelt, sondern den geistigen: „Abraham ist unser Vater.“ (Vers 39, selbes Kapitel). Jesus bestreitet, dass Abraham ihr Vater sei und behauptet, der Teufel sei ihr Vater.
Man kann diese Bibelstelle so sehen, dass Kinder, die in der „Familie der Lüge“ geboren wurden, notorische Lügner werden, unabhängig davon, ob es sich um eine „alleinerziehende Prostituierte“ oder eine „anständige angesehene Familie“ handelt. Oder noch anders ausgedrückt: Man kann der gesellschaftlichen Abstammung des Kindes nicht entnehmen, ob es ein notorischer Lügner ist.
Ebenso kann man der Bibelstelle entnehmen, dass die notorischen Lügner sich selber für anständige und freie Menschen halten und doch "die Wahrheit ermorden“ wollen, je zwanghaft müssen. Sie müssen es, weil sie „Knechte der Lüge“ sind – und ohne von sich aus die Wahrheit zu erkennen zu können, bleiben sie es auch immer.
Man kann die Bibelsprache ohne Weiteres genau in der Richtung verstehen: Der psychischer Schaden wird „vererbt“. Eine genetische, also rassische Vererbung wird nicht erwähnt, erst wenn man das Wort „Jude“ auf eine bestimme Rasse beziehen wollte, würde man diesen Zusammenhang konstruieren. Bedeutet „Jude“ hingegen einfach dasselbe wie „pathologischer Lügner“ oder „Mythomane“, dann hat es nichts mit Rasse oder Abstammung zu tun, sondern entsteht alleine aus der Geburt in eine Situation, in der notorische Lügner die Bezugspersonen, die „Väter“ der Neugeborenen sind.
Aus meiner Erfahrung heraus, sind sowohl Frauen als auch Männer betroffen und beide können als Bezugspersonen von Neugeborenen diesen Schaden auf die Kinder weitergeben. Da heute häufiger Mütter Bezugspersonen von Kleinkindern sind als Väter, sind es in der Realität wesentlich häufiger die Mütter, die diesen Schaden in ihren Kindern erzeugen als die Väter. Das ist keine moralische Wertung, sondern eine logische Folge der gesellschaftlichen Struktur.
Man kann das Neue Testament also als Dokument verstehen, welches belegt, dass es schon damals, wann auch immer das gewesen sein mag, notorische Lügner gab, die sich für freie (gesunde) Menschen hielten, die Wahrheit zwanghaft nicht erkennen konnten und deswegen "böse Taten" begingen.
Wenn man die Sprache der Bibel etwas moderner ausdrückt, dann stellt es sich so dar, dass die notorische Lüge teuflische Folgen hat, notorische Lügner die Wahrheit nicht erkennen und als solche annehmen können, sondern sie mit brutalster Gewalt bekämpfen. Der Teufel wird mit der Lüge gleichgesetzt. Er ist der "Vater der Lüge", er beschützt sie, er verbreitet sie, er lebt sie. Der Teufel und die Lüge sind also wieder Synonyme. Und die vom Teufel Besessenen sind die notorischen Lügner, die ihre Lüge nicht erkennen und auf ihre Kinder und durch Traumatisierung auch auf andere übertragen.
Im Zusammenhang mit dem zuerst Geschriebenen zeigt sich, dass die Bibel auf eine große Gefahr hinweist, im Gegensatz zur eingeübten Verharmlosung von Ausreden. Wer den Teufel zum Vater hat, ist ein sehr gefährlicher Mensch! Er ist fähig, die grausamsten Dinge zu vollbringen, und empfindet sich dabei als anständiger guter Mensch, als "Sohn Abrahams". "Sohn Abrahams" ist somit ein Synonym für "gute Menschen".
Aus dieser kurzen Betrachtung der Bibel stärkt sich meine Überzeugung, dass wir die notorische Lüge, die zwanghafte Lüge und die Lügensucht als zentralen Punkt des psychischen Schadens wählen sollten. Aus meiner eigenen Geschichte kann ich sagen, dass die Lüge allgegenwärtig war - aber niemals die Erkenntnis zuließ, dieses Lügen sei zwanghaft, nicht überwindbar, weil gar nicht bewusst. Der Empath kann es sich nicht vorstellen, dass jemand dreist lügt und die offensichtliche Lüge für die reine Wahrheit halten kann.
So viel für heute!
Thor mit Dir
David
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